Dildo verabschiedete sich mit Regen und eiskaltem Wind von uns – und die Wale waren am Morgen auch nicht mehr zu sehen. An Clarenceville vorbei steuerten wir Bonavista an – Papageientaucher oder Puffins (wie sie hier heißen) beobachten.
Zur Nacht legten wir einen Stop im Lockston Path Provincial Park ein. Abends gab es leichten Schneeregen – Ende Mai !! Am nächsten Vormittag sahen wir noch zwei schöne Plätze direkt am Wasser und entschlossen uns kurzfristig, noch eine Nacht dran zu hängen. Wir besorgten uns Feuerholz, aber es wurde zu kalt, um draußen zu sitzen – und am nächsten Morgen hatten wir noch mehr Schnee.
Die Puffins auf einem Vogelfelsen bei Elliston waren schnell gefunden
Das eigentliche Highlight von Elliston sollen lt. Reiseführer die Erdkeller sein, teilweise bis zu 200 Jahre alt. Die Einwohner nutzten diese zur Lagerung ihrer Lebensmittel, insbesondere für Kartoffeln und Gemüse, sofern diese Landschaft überhaupt so etwas abwarf.
Dazu noch ein kleiner Ausblick auf den Ort.
Der Dungeon Park lag auf unserer weiteren Strecke. Der Reiseführer sagt aus: Nirgends ist die Kraft des Wassers eindrucksvoller als im Dungeon, einer 90 m tiefen Schlucht, die durch den Zusammenbruch zweier Höhlen entstanden ist und durch die jetzt das Wasser donnernd auf die Küste prallt. So sieht es dort aus:
Am Cape Bonavista hofften wir, Eisberge zu sehen – doch weit gefehlt. Der Wind stand ungünstig und auf dem Meer herrschte Nebel. So begnügten wir uns bei einem Spaziergang mit den Hunden mit der Aussicht auf die Felsen und dem Leuchtturm. Auch hier, wie eigentlich überall an Neufundlands Küste, donnerte das Wasser an die Felsen.
Doch da: Plötzlich kam unser erster Eisberg aus dem Nebel hervor, allerdings war er auch schnell wieder verschwunden.
Die Nacht verbrachten wir an der Küste zwischen Cape Bonavista und Dungeon, aufgrund des abendlichen 'Besuches' fanden wir uns auf unserer Zentralasien-Reise wieder……
Das Fisch-Museum von Bonavista wollten wir am nächsten Vormittag besichtigen, doch aufgrund der Vorsaison war dieses geschlossen. Der Ort selber machte einen netten Eindruck.
Theo hatte von einer deutschen Bäckerei gelesen, die sich nur unweit unserer weiteren Strecke befand. Endlich wieder gutes Brot essen – so dolle ist das Kanadische Weißbrot nämlich nicht.
Unterwegs kam uns die nächste Elchkuh vor die Linse
Auf dem Terra Nova Nationalpark hatten Brigitte und ich zur Saisoneröffnung bereits eine Nacht verbracht und da wir wussten, wie schön es dort ist, wurde der Park unser nächstes Ziel. Wir wollten für zwei Nächte dort stehen, denn die Wäsche musste gewaschen werden.
Kaum standen die Autos in der richtigen Position, kam ein deutscher Landrover an – mit Bernd und Claudia als Besatzung (www.bodensee-overlander.com). Mit Bernd hatte ich schon vor unserem Abflug übers Allradler-Forum kommuniziert – und war überrascht, ihn hier zu treffen. Da die beiden bereits 4 Wochen länger in Kanada unterwegs waren, hatte ich sie viel weiter im Westen vermutet.
Nach langem Klönschnack gingen wir alle für den Abend 'getrennte Wege'.
Die Wäsche war gewaschen, der lange Spaziergang über den uns bekannten Trail am meandernden Fluss entlang absolviert und wir setzten uns zu sechst zum gemeinsam Grillen zusammen. Es war ein herrlicher, spaßiger Abend, der damit endete, dass Theo seine Sabine nach einem Termin zum Haareschneiden fragte. Bernd verriet, dass seine Frau gelernte Friseurin sei und ehe wir uns versahen, lag der Haarschneider auf dem Tisch, ich holte meinen Umhang aus dem Auto und ratzfatz wurden Theo, Brigitte und mir unter lauten Gelächter von Claudia die Haare geschnitten
Unsere Hunde hatten an diesem Abend auch ihre Freude, nachdem zuerst eine Tobestunde eingelegt wurde, ging es hinterher ganz zärtlich zu.
Die Vögel ließen sich von uns auch nicht vertreiben,. Nachdem sie dem Spaß zuschauten, wollten sie zumindest einen Teil des Futters für sich.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von den jungen Leuten nahmen wir Kurs auf Twillingate. Dieser Ort ist bekannt für die hohe Wahrscheinlichkeit zum Entdecken von Eisbergen.
Um ja keine Eisberge zu verpassen, zockelten wir, so weit es möglich war, immer nur an der Küste, mit Ausblick auf das Meer, entlang. Es war kalt und stürmisch, die Wellen schäumten, aber Eisberge waren unterwegs nicht in Sicht.
Am nächsten Tag erreichten wir Twillingate, doch mit den Eisbergen war auch hier leider nichts. Der kalte und stürmische Wind kam aus der falschen Richtung, dafür peitschte er die Gischt gut 30 m hoch aufs Land.
Auf Tafeln ist beschrieben, was wir hier zur richtigen Jahreszeit mit richtigem Wetter alles hätten entdecken können.
Die Nacht verbrachten wir nur unweit des Leuchtturmes, etwas windgeschützter.
Eine große Überraschung waren die Polarfüchse in ihrem Sommerfell, die uns ebenfalls beobachteten.
Am nächsten Vormittag entdeckten wir Elchkuh Nr. 3 - wieso eigentlich immer Kühe? Wir würden gerne einen Elchbullen ablichten, aber die lassen sich nicht so oft sehen.
Da wir bis auf Eisberge und Elchbullen fast alles gesehen hatten, was auf Neufundland zu sehen war, zog es uns so langsam Richtung Labrador. Es ging immer auf dem Highway 1 entlang Richtung Deer Lake, dabei kamen wir auch wieder an Grand Falls Windsor vorbei. Doch da die Lachssaison noch nicht angefangen hatte, sparten wir uns den kleinen Abstecher.
Kurz vor Deer Lake machte unser Auto Probleme, der Keilriemen quietschte auf einmal wie verrückt. Ein kurzer Halt, Fahrerhaus hochgeklappt und wir sahen, dass er reichlich Kühlflüssigkeit verlor. Da die Außentemperatur niedrig und die Kühlwassertemperatur noch nicht sonderlich gestiegen war, riskierten wir die letzten Kilometer nach Deer Lake, da sich dort eine LKW-Vertretung befand. Es war Freitag Nachmittag kurz vor Feierabend, aber ein Mechaniker und der Chef schauten sich die Bescherung an: Wasserpumpe kaputt, da hilft nur der Austausch des Teiles – aber nicht kurzfristig in Kanada zu bekommen.
Wir durften das Wochenende auf dem Gelände der Werkstatt verbringen, hinter der Halle hatten wir noch etwas Ruhe vor dem Straßenlärm und einen leidlichen Ausblick auf einen kleinen Wald, das ganze am Freitag noch mit angenehmen Temperaturen. So hätte man das Wochenende fast aushalten können – hätte, denn am Sonntag gab es Schneeregen – das Anfang Juni!!!
Doch zurück zu unserem Problem: wir hatten noch viel Glück im Unglück.
Am Samstag konnte ich den Notdienst meiner MAN-Werkstatt in Sittensen erreichen und erst einmal abklären, welche Teile nötig wären. Aber wirklich keine Chance, das Teil in Kanada zu bekommen. Also stellte sich die Frage, wie ich an eine neue Wasserpumpe kommen würde. Der normale Weg übers Versenden, durch den Zoll etc. kann locker 2 Wochen dauern.
Doch, wie schon erwähnt, wir hatten viel Glück im Unglück. Vor wenigen Wochen hatte mich Detlef über unsere Homepage angeschrieben. Er hatte Fragen zur KFZ-Versicherung, da er in Kürze auch nach Kanada kommen wollte. Sein Wohnmobil war schon unterwegs – und er wollte Dienstag nach Halifax fliegen. Somit nahm ich übers Wochenende per Mail mit ihm Kontakt auf, stellte extra für Montag früh 3 Uhr Ortszeit den Wecker, um wieder mit der heimatlichen Werkstatt telefonieren zu können.
Um es kurz zu fassen: Detlef, den ich nur per Mail kannte, besorgte am Montagnachmittag die neue Wasserpumpe und Dichtung bei der ihm am nächsten ansässigen MAN-Vertretung, legte auch noch den Kaufpreis aus und brachte alles mit nach Halifax. Ich selber flog Dienstag Nachmittag von Deer Lake nach Halifax, nahm die Teile am späten Abend in Empfang und erstattete Detlef alle Kosten. Glücklich mit der Wasserpumpe in der Hand verbrachte ich die Nacht am Flughafen, um am nächsten Morgen mit der ersten Maschine wieder nach Deer Lake zurück zu fliegen.
Am Mittwoch Nachmittag war unser Auto wieder einsatzbereit und wir machten uns auf den Weg. Theo und Sabine waren schon seit Montag Mittag, als alles geklärt war, unterwegs, wir wollten sie irgendwo Richtung Labrador wieder treffen.
Wir besuchten noch den Gros Morne Nationalpark . Der Ort Rocky Harbour wurde uns sehr empfohlen, doch uns gefiel es dort nicht sonderlich und wir fanden ein paar Kilometer weiter einen Schlafplatz im Campground Bear Cove, mitten zwischen den Bäumen. Am nächsten Vormittag ärgerten wir uns ein klein wenig, nicht noch 5 km weiter gefahren zu sein, denn dort war ein wesentlich hübscherer Platz mit Blick aufs Wasser – ok, es gibt Schlimmeres.
An einem Aussichtspunkt konnten wir runter zum Strand, wo die Wellen gegen die rostigen und verbogenen Überreste des Wracks der SS Ethie von 1919 schlugen. Viel war nicht mehr in diesen 99 Jahren übrig geblieben.
Am Parkplatz Western Brook Pond legten wir den nächsten Stop ein, nach gut 45 min. Fußmasch kamen wir an den Gletschersee.
Der Fjord ist 16 km lang und bis zu 165 m tief. Das umgebende Bergmassiv ist bis zu 600 m hoch. Die Pissing Mare Falls, der zweithöchste Wasserfall Kanadas, mündet in den Western Brook Pond, der in der Zeit von vor etwa 25.000 bis 10.000 Jahren während der Kaltzeit durch Gletscher geformt wurde. Nachdem diese schmolzen, verlor der Fjord die Verbindung zum offenen Meer. Der Fjord ist heute mit einem der reinsten Süßwasser der Erde gefüllt.
Die knapp 2stündige Schiffstour gönnten wir uns. Der Skipper erzählte, dass auf der vorherigen Tour gesamt 4 Elche gesichtet wurden – wir hatten leider keinen gesehen, dafür aber einen jungen Schwarzbären.
Eine tolle Felsformation hatten die Gletscher geschaffen, so auch dieses 'Gesicht' im Fels und auch den in den Himmel 'schauenden alten Mann'.
Alles in allem eine schöne Ausfahrt.
Die Nacht verbrachten wir ein paar Kilometer weiter auf einem kleinen Rastplatz an einem Lachsfluß und Zugang zum Strand. Wären wir nicht mit Theo und Sabine verabredet gewesen, hätten wir hier noch eine weitere Nacht verbringen können.
Die Kanadagänse hatten ihre Eier ausgebrütet und führten die Küken aus:
Per SMS erfuhren wir, dass die Beiden in Plum Point Eisberge gesichtet hätten. Somit fuhren wir, nachdem wir noch kurz Lebensmittel eingekauft und den Dieseltank wieder gefüllt hatten, ans Wasser – und sahen auch unsere Eisberge. Sie waren zwar nicht sonderlich groß, aber es waren Eisberge!!
Eine weitere SMS: Theo und Sabine hatten heute schon die erste Fähre in St. Babe Richtung Blanc Sablon genommen und wollten dort auf uns warten. Es dauerte nicht mehr lange und auch wir bekamen einen Platz auf der nächsten Fähre (die nur 3 x am Tag fährt). Im ersten Moment sah das Schiff schon ein bisschen nach einem Seelenverkäufer aus. Wir trösteten uns damit, dass, wenn das Schiff es am Vormittag geschafft hat, am Nachmittag bestimmt auch heile über den St. Lorenz-Strom kommen würde. Und der Preis überraschte uns: gerade einmal 35 € brauchten wir für die 2-stündige Überfahrt löhnen.
So ging unser Besuch Neufundlands nach 4 Wochen zu Ende; 4 Wochen, in denen wir viel erlebt und sehr sehr viel Natur kennenlernen durften - und nur Dank eines Tipps eines Kanadiers. Neufundland war vorher überhaupt nicht auf unserem Plan - und wir bereuten es in keiner Weise.
Nachtrag: Wir wurden einige Male darauf angesprochen, dass man von uns im kanadischen Fernsehen und auch im Radio erfahren hätte...
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