Wir dachten, dass es das mit dem Eisbergen gewesen wäre – zwar nur kleine, aber immerhin….
Doch auf der Überfahrt musste die Fähre um den einen oder anderen Eisberg herum manövriert werden.
Weit voraus sahen wir ein weißes Band im Wasser, das wir zuerst für Wassergischt hielten. Doch weit gefehlt, es handelte sich um Treibeis. Das Tempo der Fähre wurde erheblich reduziert und langsam schob sie sich durch das Packeis. Das war schon ein Erlebnis für uns, hatten wir so etwas bisher auch noch nicht gesehen.
Im Hafen L' Anse-au-Loup verließen wir die Fähre. Labrador empfing uns mit leichtem Regen und Nebel.
Nach etwa 5 km trafen wir Sabine und Theo wieder, sie warteten auf einem kleinen Parkplatz direkt am Highway auf uns. Während die Hunde freudig miteinander hin und her rannten, tauschten wir erst einmal unsere Erlebnisse der letzten Tage aus.
Wir fuhren noch gemeinsam bis zum Leuchttum L'Anse-Amour, um dort die Nacht zu verbringen. Es gab noch einmal einen Blick auf einen Eisberg, dieses Mal etwas größer.
Nicht weit weg liegt noch ein Provincial Park, wo wir nach Möglichkeit zwei Tage verbringen wollten, denn es sollte wieder Wäsche gewaschen werden und das Wetter mit Sonnenschein ließ es zu. Doch die Waschmaschine war defekt und die Rangerin wollte uns für das, was der Platz sonst noch bieten sollte bzw. nicht zu bieten hatte, zu viel Geld abnehmen.
Den Murmeltieren war der Preis wohl egal, sie blieben weiterhin auf dem Platz:
Ich nutzte die Zeit, um noch einige Schellen der Kühlwasserschläuche nachzuziehen, denn es tropfte wieder unter dem Auto. Da bekamen wir Besuch: David und Theresa mit ihrem Ford-Pick Up hatten uns gesehen und wollten einmal Guten Tag sagen.
Nachdem wir noch Wasser fassen durften, machten wir uns auf den Weg nach Red Bay, einem Ort, an dem lt. Reiseführer durchaus noch 'das Leben toben konnte' – wir sahen den Ort mehr als relativ tot an. Es dauerte nicht lange, da kamen David und Theresa wieder vorbei. Kurzfristig entschlossen wir uns, mit Ihnen gemeinsam im nahegelegenen Restaurant Essen zu gehen – es war ein sehr kurzweiliger Abend, an dem wir noch den einen oder anderen Tipp für die Weiterreise bekamen.
Am Vormittag ging es endlich auf den Labrador-Highway – das wilde Kanada, wie von einem Einheimischen erzählt – sollte losgehen. Die Berge nicht allzu hoch – 300 – 400 m, selten bis 500 m. Es war noch sehr kalt, unterste Plusgrade. Vielfach noch Schnee und gefrorene Seen.
Manchmal fand sich richtig Holz vor den Hütten – und immer wieder am Straßenrand die Schlitten, mit denen im Winter das Holz aus dem Wald geholt wurde und die jetzt auf die weitere Nutzung im nächsten Winter warteten.
Es dauerte nicht lange und die Teerstraße ging über in eine Schotterpiste, die sich aber sehr gut befahren ließ.
In Mary's Harbour machten wir noch einen kleinen Abstecher – Wie man da leben kann, können wir uns nicht vorstellen. Während Red Bay schon 'tot' war, hier war es noch 'toter'.
In Port Hope Simpson stoppten wir, um Bärenspray zur Abwehr von Bären zu kaufen. Die Verkäuferin erzählte uns, dass nicht weit weg am Highway ein Eisbär gesichtet worden sein soll – wie der bis hierher kam, können wir nur spekulieren. Allerdings bekamen wir ihn nicht zu Gesicht.
Statt dessen entdeckten wir einen Polarfuchs, mit einem Kaninchen im Maul.
Es stand ein wiederholtes Mal ein Warnschild vor Elchen am Straßenrand und wir flachsten: da werden uns die Elche angepriesen - sicherlich kommen die gleich. Und siehe da, wir entdeckten eine Elchkuh:
Ein kleiner Ausblick auf den Highway
Auf der Schotterpiste war eine Geschwindigkeit bis 80 km/h zugelassen, wir zockelten ruhig mit ca. 50 km/h dahin. So sah es dann aus, wenn man von einem der wenigen Trucks überholt wurde.
Apropo Trucks: Es herrscht sehr wenig Verkehr.
Vereinzelt fanden wir optisch ganz nette 'Rest-Areas', aber sie lagen immer so, dass wir nie über Nacht bleiben wollten. Als Schlafplätze nutzten wir statt dessen große Sand- und Kies-Lagerstätten. Sie waren immer so groß, dass die Hunde sich noch einmal richtig austoben konnten. Auf diesem Platz gab es ein spielerisches Gerangel um eine Baumwurzel.
Zuerst planten wir, nach Cartwright abzubiegen, doch in einem Reiseführer stand, dass die Saison dort erst am 15.6. beginnen würde und nichts geöffnet hätte. So verzichteten wir, zum Glück, denn nach ein paar Kilometern sahen wir diesen prächtigen Burschen. Man konnte das Gefühl bekommen, dass er sich extra für uns in Pose stellte. Es war ein fantastischer Anblick, dieses große und starke Männchen zu sehen – und seine Ruhe zu bewundern, denn er machte in keiner Weise einen ängstlichen Eindruck.
Eine dreiviertel Stunde später eine weitere Aufregung: Der nächste Schwarzbär überquerte den Highway. Motor aus und abwarten – und die Bärin kam auf uns zu. Sie schien Autos zu kennen, denn auch sie machte ebenfalls keinen ängstlichen Eindruck, im Gegenteil: Sie bettete. Erst ging sie an uns vorbei und setzte sich vor den Mercedes, nach kurzer Zeit wieder zurück zu uns um dann wieder nach hinten zu laufen, sich neben das Auto setzend und wartend.
Doch sie bekam von uns nichts zu fressen.
Irgendwann (so nach 300 km?) ging die Schotterstrecke in eine neuere Teerstraße über, trotz anstrengender Suche wurde kein interessantes Wild mehr entdeckt.
Bald erreichten wir Happy Valley Goose Bay, Die Stadt besitzt den größten Luftwaffen-stützpunkt im Nordosten Nordamerikas, die Canadian Forces Base Goose Bay. Sie wurde zu einem wichtigen Stützpunkt, wo die Flugzeuge während des Zweiten Weltkriegs eine Zwischenlandung einlegten, um betankt zu werden.
Wir nutzten die Örtlichkeit, um einzukaufen und noch einmal die Tanks zu füllen - und vor dem Visitor Center die wichtigsten Mails zu erledigen.
Die Forces Base schauten wir uns nicht an, aber Warnschilder vor tief fliegenden Flugzeugen zeugten von deren Anwesenheit.
Die Strecke wurde ein bisschen langweilig, eine gut ausgebaute Teerstrasse führte uns gen Westen. Die Sumpfgebiete wurden weniger, dafür teilweise großflächige Sanddünen beidseits der Straße und statt auf Schotterplätzen standen wir auch mal auf Sandflächen - zur Freude der Hunde.
Über längerer Strecken hatten Waldbrände ihr Unheil angerichtet:
Da wurde es doch noch einmal interessant: Schwarzbär Nr. 5 lief uns über den Weg...
Die Churchill Falls sind Wasserfälle in der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador. Sie befinden sich am Churchill River im Südwesten der Region Labrador und sind nach dem britischen Premierminister Winston Churchill benannt. Die Wasserfälle sind Namensgeber des benachbarten Wasserkraftwerks Churchill Falls.
Die Wasserfälle liegen im Bowdoin Canyon. In dieser Schlucht führt der Fluss zunächst durch Stromschnellen und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 66 Metern. Es folgen die eigentlichen Wasserfälle (75 m) und schließlich weitere Stromschnellen (158 m). Das Wasser wird vom Smallwood Reservoir zum unterirdischen Kraftwerk geleitet. Es fließt nur noch selten die Schlucht hinunter, wenn Hochwasser herrscht; ansonsten ist das Flussbett in diesem Bereich trocken.
Dieses Kraftwerk wollten wir besichtigen, nach der Anmeldung fanden wir einen Platz vor der Arena - und es kam ein weiterer deutscher Allradler auf uns zu: Sabine und Herbert aus der Bremer Gegend. Gleich wurde viel gequatscht - und dabei erfuhren wir, dass die Beiden auch die bettelnde Bärin mit dem gleichen Verhalten gesehen hatten.
Während wir draußen standen, wurden wir von Einheimischen darauf hingewiesen, dass gegen Abend drei Schwarzbären in die Stadt kämen und wir deshalb vorsichtig sein sollten. Die Bären wollte man in der hier abgebildeten Bärenfalle einfangen und weiter weg aussetzen - diese Nacht hatte es allerdings nicht geklappt, wir hatten auch keine Bären mehr gesehen.
Und Zwei hatten sich besonders lieb....
Am nächsten Tag wurden wir zur Besichtigung abgeholt, zuerst erfuhren wir, dass hier ca. 600 Einwohner leben würden, die ihre Jobs beim Wasserkraftwerk hätten. Die Stadt ist wie ein riesiges Camp aufgebaut, die Häuser und die sozialen Einrichtungen werden von der Kraftwerksgesellschaft gemanagt.
Zuerst gab es eine theoretische Einweisung, danach wurden wir zum Werk selber gefahren (und konnten dabei die wunderbare Wolkenformation am Himmel bewundern).
Im Werk fuhren wir per per Aufzug 1000 Fuß (ca. 350 m) nach unten. In riesigen Felshallen sind die Turbinen und Generatoren untergebracht. Fotos durften wir unter Tage leider nicht machen - das wurde mir allerdings erst gesagt, als das erste Bild geschossen war....
Auf dem Weg weiter gen Westen kamen wir an dem trocken gelaufene Canyon vorbei
Zwei Tage später erreichten wir Labrador City, die Hauptstadt Labradors mit ca. 8000 Einwohnern. Viel hat die Stadt nicht zu bieten, sie wurde 1961 gegründet, um Angestellte der Iron Ore Company of Canada unterzubringen, denn die Region verfügt über große Eisenerzvorkommen. Dementsprechend ist auch die Wirtschaft der Stadt davon geprägt. In der Gegend sind seit den 1960er Jahren mehrere Abbaugebiete der Iron Ore Company of Canada (IOC) unter dem Namen Carol Project in Betrieb. Das Eisenerz wird auf der Quebec North Shore and Labrador Railway (QNSL) zum 420 km entfernten Verladehafen Sept-Îles am Sankt-Lorenz-Strom transportiert.
Vor wenigen Jahren wurde die Produktion aufgrund der Überkapazitäten auf dem Weltmarkt eingestellt.
Ab hier sollte es wieder in südliche Richtung gehen, kurz hinter Labrador City überquerten wir die Grenze zum Bundesstaat Quebec - und es ändert sich einiges. Während in den anderen Bundesstaaten alle Schilder 2-sprachig ausgeführt sind, steht in Quebec alles nur noch auf französisch - und Wein und Bier wurden erheblich billiger!!
Auch die Landschaft ändert sich etwas, nicht immer nur geradeaus. Ab jetzt führt die Straße auch die Berge hoch und runter, zwischendurch durften wir wieder eine Schotterfahrt einlegen, diverse Baumstachler säumten den Weg, kuriose Straßenschilder tauchen auf.
Abseits des Highways legten wir eine zweitägige Pause ein, wir pusselten alle ein bisschen rum, genossen den Sonnenschein. Theo wollte seinen klappbaren Unterfahrschutz reparieren, wobei ich ihm assistieren durfte.
Die Strecke führt an einem Stausee vorbei, wir bekamen beim Nachtstop auf einem verlassenen Parkplatz nahe der Staumauer das erste Mal Besuch von Mücken und kleinen Fliegen.
Mit der 30.000 Einwohnerstadt Baie-Comeau sahen wir den St. Lorenz Strom wieder - und damit brach der letzte Abend mit der Mercedes-Besatzung an. Wir parkten die Autos für die Nacht an einem Park, der direkt am Wasser liegt. Theo und Sabine konnten sich nicht durchringen, mit uns noch auf die andere Seite des Stromes zu kommen, um die dortige Halbinsel zu besuchen. Sie wollten weiter gen Westen.
Nach einem gemeinsamen Grillen und ausgiebigen Spaziergang mit den Hunden durch den Park hatten wir alle eine relativ ruhige Nacht, nur etwas gestört durch die ständige Geräuschkulisse der sich in der Nähe befindenden Papiermühle.
Ein Fazit zum Labrador-Highway: Das vorhergesagte 'Wilde Kanada' haben wir nur bedingt gefunden. Das Fahren ist dort mit jedem Auto möglich, man braucht auf keinen Fall einen Allradler. Manchmal ist es sehr eintönig, insbesondere der mittlere Abschnitt zwischen Happy Valley Goose Bay und Labrador City. Die restliche Strecke istabwechslungsreicher. Noch einmal würden wir den Highway nicht mehr fahren, aber aufgrund der Tiere, insbesondere der Bären, haben sich die ca. 1600 km definitiv für uns gelohnt!
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