Der Grenzübergang dauerte etwas, nachdem zuerst flüchtig ins Auto geschaut wurde, mussten wir ein Banjercito beantragen - eine Genehmingung für das Befahren der mexikanischen Straßen, Gültigkeit 10 Jahre (und war auf der Baja nicht erforderlich). Es war ganz lustig, da die Dame, die uns das Teil verkaufte, zuerst einmal unsere deutsche Zulassung zu verstehen versuchte. Doch irgendwann klappte das Ganze, dazu noch für uns die Visa für 180 Tage - so waren wir erst einmal 126 Dollar los und nach gut 2 Stunden wieder in Mexiko.
Nach der Fahrt durch Wüstengebiete in Texas fiel auf, dass es in Mexiko etwas grüner ist bzw. mehr Landwirtschaft betrieben wird, der Fluss Rio Concho bringt dafür genügend Wasser.
Über die Städte Chihuahua (hier entdeckten wir den nach einem harten Arbeitstag schlafenden Mexikaner) und Cuauhtemoc führte uns der Weg weiter nach Creel, einem der Eingangstore zum Copper Canyon.
In der Nähe von Creel fanden wir einen Schlafplatz an einem See, der von Einheimischen auch als Ausflugsziel fürs Wochenende genutzt wird.
Die Barranca del Cobre (dt. „Kupferschlucht“, engl. Copper Canyon) ist eine Gebirgsformation, die durch ehemals starken Flusslauf entstand. Das auf etwa 25.000 km² bis zu 1800 m tiefe und 50 km lange Schluchtensystem ist eines der größten Nordamerikas und insgesamt viermal so groß wie der Grand Canyon. Der Name Kupferschlucht leitet sich vom kupferfarbenen Schluchtengestein, piedra cobriza, ab und bezeichnet zugleich einen im System enthaltenen Canyon. Am tiefsten Punkt des Canyons, im Urique Canyon, lebt die größte Gruppe von mexikanischen Ureinwohnern, die „Rarámuri“. Durch die gesamte Barranca del Cobre schlängelt sich außerdem die aufwändig gebaute Eisenbahn „Chepe“, die von Los Mochis nach Chihuahua führt, die Berge hoch bis an Stellen, von denen man weitreichende Blicke in das Schluchtengebiet werfen kann.
Die Eisenbahnstrecke Chepe gilt als eine der spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Welt, zum Teil kamen wir an der Strecke vorbei, hatten aber zu keiner Zeit den zweimal am Tag fahrenden Zug gesehen.
Als erstes besuchten wir den Parque de Abentura Barrancas del Cobre, hier locken Mexikos längste Seilrutschen über einer der weltweit tiefsten Schluchten.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz des Adventure Parks, nicht offiziell erlaubt, aber geduldet. Auch die Security, die abends gegen 22:00 Uhr noch vorbei kam, war zufrieden, als wir auf Nachfrage antworteten, dass wir hier nur schlafen wollten.
Am nächsten Tag, auf dem Weg nach Urique, überquerten wir die Bahn beim Ort Bahuichivo.
Kurz hinter dem Ort hörte die geteerte Straße auf und ging in Schotter über. Ich greife vor: die nächsten 3 Tage hatten wir gesamt ca. 230 km Schotter vor uns, teilweise so schlecht, dass wir keine 10 Kilometer in der Stunde schafften.
Doch erst einmal nahmen wir die Strecke nach Urique unter die Räder, sie windet sich in engen Serpentinen in die Tiefe - und das mit wunderbaren Ausblicken.
Urique ist eine ehemalige Bergarbeitersiedlung und befindet sich am Grund der tiefsten aller Schluchten. der Barranca de Urique - vom Rand des Canyon bis hinunter in die Schlucht sind es 1870 Meter.
Während in den Bergen noch angenehme bis fast kühle Temperaturen herrschten, traf uns im Canyon die volle Hitze. Im Sommer sollen es bis über 50 Grad sein. Wir blieben mit dem Auto am 'Sportplatz' des Ortes mit direktem Zugang zum Rio Urique stehen. Leider staubte es etwas durch die vorbeifahrenden Autos, so dass wir über Nacht nicht alle Fenster öffnen konnten, somit wurde es eine etwas unangenehm warme Nacht. Pferde gab es auch, sie wurden allerdings nicht auf Weiden gehalten, sondern liefen frei durchs Dorf - und nahmen ein Staubbad am 'Strand'.
Wir waren überrascht über die vielen jungen Leute in Urique.
Am Vormittag ging es die Schotterstrecke weiter zum nächsten Dorf, nach Guapalaina. Eigentlich planten wir weiter nach Batopilas zu fahren, doch aus dem Dorf heraus hätten wir eine steile Auffahrt, übersät mit dicken Felsen, bewältigen müssen. Das wäre zu schaffen gewesen, doch wir hörten von anderen Reisenden, dass sie dahinter Probleme gehabt hätten. Dabei wussten wir allerdings nicht, ob es fahrtechnische Probleme oder eventuell Ärger mit den Drogen anbauenden Bauern war. So nahmen wir das als Grund, wieder umzudrehen und uns noch einmal an den wunderbaren Ausblicken des Canyons zu erfreuen.
Jetzt sollte es nach Choix gehen, einer Stadt auf der Westseite des Copper Canyon. Doch dass wir bis dahin nur über Schotterstrecken fahren konnten, war uns im Vorwege nicht bekannt. Weitere Ausblicke auf die Canyon-Landschaft entschädigten zumindest etwas für die Tortour.
Die Strecke führte bergauf und bergab, irgendwann machte es keinen Spaß mehr, weil es kein Ende nehmen wollte. Die Nacht verbrachten wir in einem überwiegend trockenem Flußbett, einem Zufluß zum Rio El Fuerte, der unsere Strecke am folgenden Tag noch teilweise begleitete.
Die letzten paar Kilometer vor Choix kamen wir auf eine Teerstraße - was für eine Erholung. Es war mittlerweile sehr warm geworden, unser Thermometer zeigte uns 38 Grad an, so dass wir uns kurzerhand entschlossen, am Rio Choix am Ortseingang von Choix zu bleiben. Am gegenüberliegenden Flußufer war eine Familie am Baden, eine weitere am Wäschewaschen. Das Ganze machte einen friedlichen Eindruck. Gegen Abend kam eine Angestellte der Stadt vorbei und begrüßte uns im Namen des Bürgermeisters. Wir sollten eventuelle Wünsche äußern und für den Fall, dass wir in irgendeiner Weise Hilfe benötigten, gab sie uns ihre Telefonnummer. Alles in allem fühlten wir uns willkommen und sehr sicher, dachten schon über eine zweite Übernachtung an diesem Platz nach - da kannten wir das Hobby der Mexikaner allerdings noch nicht.
Ach ja: zu den 38 Grad sagte uns die junge Frau: das sind Wintertemperaturen!
Bei Dunkelheit kam die Jugend mit ihren Autos zu diesem Platz - die Türen wurden geöffnet und die Musik beschallte in voiler Lautstärke die Umgebung. Genervt ging ich morgens gegen 1:00 Uhr zu den jungen Leuten, aber ausser Unverständnis und Genöhle fand ich kein Gehör, so dass wir noch den Platz wechselten. Eine gute Stunde später verließ der letzte Ruhestörer den Platz und wir fuhren wieder zurück - zum Glück, denn neben unserem Ausweichplatz wurde bei Morgendämmerung ein Radlader gestartet, um Kies und Felssteine auf einen LKW zu laden.
Somit hatte sich das Thema der zweiten Übernachtung erledigt.
Es war Mittwoch, am Freitag Abend wollten Henning und Petra, die wir in Alaska kennen gelernt hatten, mit der Fähre von La Paz (Baja California) nach Topolobampo kommen - das war nicht so weit weg, so dass wir uns entschlossen, auf der Halbinsel El Maviri auf die Beiden zu warten. Unsere Wetterapp sagte für die nächsten Tage Temperaturen um die 30 Grad an, so dass wir gern am Golf von Mexiko warten wollten.
Oskar fühlte sich gleich wohl und tobte mit uns am Strand entlang - mit ein Grund, hier zu bleiben.
Schöne Schmetterlinge und interessante Vögel gab es dazu.
Dies war ein öffentlicher Parkplatz und im Laufe des Tages kamen Einheimische an den Strand. Doch warum die ganze Gegend mit lauter Musik beschallt werden muss, entzieht sich irgendwie unserem Verständnis. Das liegt den Mexikanern wohl im Blut, sie sind eben ein lustiges Völkchen. Die erste Nacht hielten wir es noch einigermaßen aus, ab der zweiten Nacht verzogen wir uns auf die andere Seite der Halbinsel. Dort war es ruhig, von den kleinen Stechmücken abgesehen, die irgendwie durch die Insektengitter kamen. So konnten wir zwar von der Musik ungestört schlafen, aber die kleinen Biester waren kein Deut besser. Zwar hörten wir sie nicht, aber das Stechen (mit andauerndem Jucken) war eine Qual.
Den Samstag genossen wir mit Henning und Petra, gab es doch noch genug zu erzählen.
Während die Zwei sich am nächsten Tag aufmachten Richtung Copper Canyon, fuhren wir weiter gen Süden Mexikos, immerhin wollten wir noch eine Menge sehen. Überrascht waren wir von der Wärme, Anfang November und immer um die 30 Grad.
Für die nächste Nacht fanden wir über IOverlander einen Platz in Costa Azul, nicht besonders schön, aber es ging. Interessant fand uns wohl die Dorfjugend, auf einmal saßen uns 7 Jungs gegenüber. Aber aufgrund Sprachprobleme (wir können kein Spanisch, die Jungs kein Englisch) hatten wir nach einiger Zeit wieder unsere Ruhe.
Eine Menge Schwalben flogen die ganze Zeit übers Wasser, und ihr Ruheplatz war die 'lange Leitung'.
Morgens starteten wir sehr früh, es sollten wieder 34 Grad werden. Für diesen Tag waren ca 225 km eingeplant, wir wollten für 2 - 3 Nächte auf einen Campground beim Dörfchen Celestino.
Von Henning hörten wir, dass sie im Copper Canyon von Regen und Kälte überrascht wurden und so kamen sie 2 Tage später nach, denn sie hörten von uns: hier ist es warm - immer um die 30 Grad.
Wir, die Donnerlaster-Besatzung, blieben gesamt 9 Tage. Zum einen wurden wir von einem der anderen Gäste (überwiegend Kanadier) gewarnt, am (langen) Wochenende wäre Revolution-Day. Da sind die Mexikaner nur am Feiern, Umzüge verhindern das Weiterkommen in den Städten. So blieben wir gern, hatten wir hier nichts auszustehen.
Jeden Abend saßen wir in einer Runde mit den anderen Besuchern unter einer großen Palappa oder auf einer Terrasse, hielten die Cocktail-Time ab und bewunderten die wunderschönen Sonnenuntergänge. Auch Oskar gefiel es hier: ist er sonst zu anderen Rüden sehr rüpelig, fand er hier einige Freunde, mit denen er sich gut verstand. So fiel es uns nicht schwer, die heißen Tage hier zu verbringen.
Da es vor dem Auto manchmal nicht auszuhalten war, saßen wir häufig schon den Tag über unter der Palappa, eine kühle Brise machte es dort ganz angenehm.
Die zwei Echsen fanden wir auf einer Begrenzungsmauer.
Auf dem weiteren Weg gen Süden kamen wir an einer kleinen Vogelkolonie vorbei; den nächsten Schlafplatz fanden wir am Dorfrand von Caimanero. Das liegt direkt am Pazifikstrand und es gibt noch keinerlei Tourismus. Wir gönnten uns für umgerechnet 7,50 € pro Person je einen gegrillten Fisch - das Essen war so reichlich, dass Oskar noch helfen musste.
San Blas wollten wir als nächstes anfahren, doch die Schlafplätze, die im IOverländer standen, gefielen uns nicht sonderlich, so dass wir uns wieder aus dem Ort davon machten. Im Gegensatz zum Vorabend herrschte hier wiederrum mehr Tourismus, doch viele Hotels bzw. Ferienbungalows standen leer oder sogar zum Verkauf.
Ca. 20 km weiter, auf einem Rasenplatz, wollten wir die Nacht verbringen. Es dauerte nur ein paar Minuten und ein amerikanischer Pickup mit Wohnkabine stellte sich neben uns - Vesna und Marc aus San Diego mit ihren 3 Hunden, die wir während unserer Zeit in Celestino kennen gelernt hatten. Oskar lief gleich hin zu den Hunden, hatte er doch schon die Tage vorher mit ihnen gespielt.
Über eine kurvenreiche Bergstrecke musste unser Auto wieder weiterklettern, an Tepic vorbei wollten wir zum Vulkankratersee Laguna Santa Maria del Oro. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir neben Zuckerrohrplantagen auch die ersten Agaven-Felder.
Laguna Santa Maria del Oro ist ein idyllischer, von bewaldeten Bergen umgebener, ca. 2 km breiter Vulkankrater, der um die 100 m tief sein soll. Leider lud das Wasser aufgrund Verschmutzungen nicht unbedingt zum Baden ein. Hier kann man unzählige Vögel und Schmetterlinge beobachten, auch viele verschiedene Blumen zeigten ihre volle Blütenpracht.
So sah es auf dem Platz mit dem See aus:
Direkt nebenan wohnten Uwe und Marlene, zwei sehr sympatische Deutsche, die vor fast 30 Jahren hier ihr Glück gefunden haben, günstig ein Grundstück kaufen und darauf ein Haus bauen konnten. Wir verbrachten fast jeden Abend mit den Beiden im Restaurant, wobei wir natürlich neben dem mexikanischen Essen auch das eine oder andere mexikanische Getränk zu uns nahmen. Wir hatten alle so viel zu erzählen, dass nie Langeweile aufkam.
Es war zu merken, dass wir uns in einem Vulkangebiet befanden, das eine oder andere Lavafeld war zu sehen.
Als nächstes wollten wir zum Vulkan Ceboruco, die Straße - sofern man noch von Straßen in den Ortschaften sprechen kann - führte durch das Dorf Jala. Dier zum Teil erlaubten 40 km/h waren für uns nicht einmal in 2 Stunden erreichbar. Das schlechte Pflaster wurde, wie sehr häufig erlebt, durch zusätzliche Querbuckel erschwert.
Über einen schmalen, mit Kopfsteinen gepflasterten Weg krochen wir den Vulkan hinauf. Oben im Krater gibt es einen Picknick- und Campingplatz, doch soll eine Übernachtung dort oben laut Marlene nicht ganz ungefährlich sein, da sich junge Narcos, also Dealer und Drogenhändler, in den Bergen herumtreiben sollen.
Normalerweise geben wir nichts auf solche Äusserungen. Doch wenn Einheimische (und als solche möchte ich Uwe und Marlene aufgrund ihrer vielen Jahre in Mexiko bezeichnen) davor warnen, dann nehmen wir es zumindest etwas ernster. So verließen wir wieder den Vulkan, um etwas weiter einen Platz zu finden.
Bei der Abfahrt wollte Brigitte die Margeriten-Stämme fotografieren. Ja, die Margeriten wachsen hier mit großen Stämmen wie Bäume. Um das in der richtigen Relation einmal fest zu halten, musste unser Auto als Statist dienen.
Wir waren nicht mehr weit weg von Tequila, der Stadt, nach dem die gleichnamige Spirituose, einem Agaven-Brand, hergestellt wird. Tequila ist der bekannteste Mezcal und wird aus dem Herzen der blauen Agave gewonnen. Dieses Herz wurde von den Einheimischen „Das Haus des Mondes“ genannt, was in der Indigenensprache Nahuatl „Mezcal“ heißt. Die Agavenfelder wurden immer mehr, je näher wir der Stadt kamen.
Es werden Möglichkeiten zu Destillerie-Besuchen angeboten, doch das wollten wir nicht wahrnehmen., denn Tequila ist eines der Getränke, die wir nicht trinken - nach schlechten Erfahrungen vor vielen vielen Jahren. Aber die innenstadt wollten wir uns ansehen, doch leider gab es keine öffentlichen (bewachten) Parkplätze, noch fanden wir Möglichkeiten, unser Auto in der engen Innenstadt abzustellen. So begnügten wir uns mit einer Fahrt rund um den Marktplatz und Umgebung.
Zwei Tage später fuhren wir quer durch Guadalajara, um dort in einem Supermarkt unseren Kühlschrank und die Getränkevorräte aufzufüllen. Die Stadt ist die zweitgrößte Mexikos und soll auch interessant sein. Doch auf eine Besichtigung solch einer großen Stadt verzichteten wir gern, da es insbesondere mit Oskar und den herumstreunenden Hunden nicht ganz einfach ist. So quälten wir uns wieder raus aus der Stadt und fuhren zum See Lago de Chapala. Ein ruhiger Campground, auch von Henning empfohlen, erwartete uns. Erst einmal wollten wir die nächsten Tage dort, ohne festen Plan, verbringen. Dieser Platz wurde (und wird) von vielen Overländern, aber auch von überwinternden Kanadiern und Amerikanern aufgesucht.
Durch Zufall bekam ich mit, dass ein Schlosser auf einem der Stellplätze werkelte. Da eine Kotflügelhalterung schon länger angebrochen war und eine erste Reparatur im Februar nicht lange hielt, sprach ich den Schlosser an. Nach Feierabend schaute er sich das Problem an und machte sich gleich ans Werk.
Wir waren uns noch nicht sicher, wie lange wir hier bleiben wollten. Es gibt noch viel zu sehen in Mexiko, aber ein paar Tage die Tagestemperaturen um. 27 Grad (nachts kühlte es auf 13 - 14 Grad ab) bei viel Sonnenschein zu genießen, waren durchaus eine angenehme Alternative.
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