Der Grenzübertritt geht schnell vonstatten - so dachten wir. Zwar dauerte es eine gute Stunde, bis wir endlich bei den US-Grenzern ankamen, doch dann eine relativ schnelle Pass-Kontrolle, ein bisschen Smaltalk über das Auto, eine kurze Diskussion über ein Carnet und fertig - doch weit gefehlt. Von 6 (!) Zöllnern gleichzeitig wurden alle Koffer und Boxen kontrolliert. Ob die nichts anderes zu tun hatten oder alle nur neugierig waren? Wir tippten auf Neugierde - und schade, dass fotografieren am Grenzübergang verboten war...
Mittlerweile war es schon dunkel geworden, noch knapp 30 km weiter verbrachten wir die Nacht auf einer Raststätte, um am nächsten Morgen weiter nach San Antonio zu fahren.
San Antonio ist die älteste Stadt in Texas, mitten in der Stadt der Riverwalk, eine durch das Stadtzentrum führende Flusspromenade entlang des San Antonio River, im Kern gute fünf Kilometer lang, gesäumt von subtropischer Vegetation, Cafés und Boutiquen. Der Bau der Promenade geht auf die 1920er und 30er Jahre zurück, zuerst aus Gründen der Fluss-regulierung, dann zur Zeit der Weltwirtschaftskrise zum Zweck der Verschönerung sowie gleichzeitig als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Abends gab es noch eine Lichtershow auf dem Kanal:
Ein weiterer Ausblick von San Antonios Downtown:
Von San Antonio aus führte uns der Weg erst einmal wieder an die Küste des Golf von Mexiko. Östlich der Stadt Corpus Christi liegt Mustang Island, ein sehr schönen Strand, der sich über gut 20 Km entlang zieht. Die erste Nacht standen wir noch allein am Strand, im Laufe des Wochenendes kam noch das eine oder andere Womo hinzu. Es war herrlich. Während der erste Spaziergang am frühen Abend noch im Regen stattfand, hatten wir die nächsten Tage herrlichen Sonnenschein, allerdings etwas getrübt durch einen starken Wind.
Das Wetter wurde mittlerweile sehr wechselhaft, von sonnigen Tagen ging es über in volle Bewölkung, so dass keine Sonne mehr durchkam. Während es an einem Tag sehr warm war, mussten wir am nächsten Tag wieder eine dicke Jacke überziehen; manchmal fühlten wir die Kälte nur aufgrund des starken Windes - aber das stört einen echten Norddeutschen nicht. Wichtig war, dass Oskar sich wohlfühlte, denn er konnte mal wieder im Sand rennen und toben. Somit hatten wir alles unseren Spaß. Eigentlich schade, dass wir nur 4 Nächte blieben, es wäre durchaus noch länger auszuhalten gewesen.
Viel länger wollten wir aber nicht bleiben, da unsere Heimflüge mittlerweile gebucht für den 02. Juni gebucht wurden und wir hatten noch einiges vor uns haben.
Mustang Island verließen wir über die Fähre in Aransas Pass, auch dies ein kleiner Ort, der uns sehr gefiel. Wir kamen ein bisschen ins Schwärmen: sollten wir noch einmal nach Texas kommen, könnten wir es hier definitv auch länger aushalten.
Am gegenüberliegenden Ufer ein großes Gebilde, zuerst hielten wir es für eine Ölbohrplattform, doch nachdem wir davor die Flügel der Windräder entdeckten, waren wir uns sicher, dass es sich um Offshore-Windräder handelte.
Den nächsten Stop nahmen wir im Aransas National Wildlife Refuge vor, hier überwintern die seltenen Schrei-Kraniche (Whooping Crane) , wo sich uns auch ein Pärchen präsentierte:
Daneben lebten hier diverse andere Vögel; in weiter Ferne sahen wir ein Wildschwein eine Bucht durchqueren und es lief uns ein Gürteltier über den Weg. Zunmindest einen Alligator gab es und von den Deers (Hirschen) konnten wir ebenfalls einige entdecken.
Die Nacht verbrachten wir in der Nähe an der jetzt wieder kühlen und windigen Küste, morgens hingen die Wolken tief. Somit entschlossen wir uns, die Küste zu verlassen und für weitere Entdeckungen ins Landesinnere zu fahren: der Brazo Bend State Park lockte uns. - und es lohnte sich. Doch erst einmal entdeckten wir einige Kraniche auf einer Wiese entlang der Strecke.
Im Brazo Bend State Park soll es ca. 300 ausgewachsene Alligatoren geben, doch wir konnten nicht alle entdecken. Was uns allerdings überraschte: Hunde waren im Park erlaubt, man wurde nur angehalten, sie definitv an der Leine und nur auf Wegen zu führen. Das war auch angebracht, denn aufgrund der hier herrschenden feuchtschwülen Temperaturen lagen einige der Alligatoren zum Aufwärmen direkt an den Wegesrändern:
Der ein oder andere Tier war gar nicht mal so klein:
Ein idealer Park für Wasserschildkröten:
Auch die Vogelwelt war gut vertreten:
Es gab ein Highlight: eine Alligator-Mutter mit ihren im August 2019 (?) geborenen Babys:
Von einem anderen Besucher wurden wir auf eine weitere 'Kinderstube' aufmerksam gemacht, auch in diesem Fall lag die Mutter in der Nähe und passte auf, dass ihren Kleinen nichts geschah:
Vollkommen begeistert über diese Tiere, insbesondere über die 2 Nester, verbrachten wir die Nacht auf dem angrenzenden Campground im State Park, das erste Mal seit Monaten, dass wir den Abend an einem Lagerfeuer verbrachten.
Über Nacht wurde es wieder kalt und beim morgendlichen Spaziergang rund um einen weiteren See im Brazo Bend State Park waren bis auf ein Tier keine weiteren Alligatoren zu sehen. Bei diesem Reptil handelte es sich um eines der größeren Exemplare - sie können bis zu 6 m lane werden. Es war kaum im Wasser zu entdecken und nur die Augen und Nase schauten heraus. Ansonsten konnten wir nur noch die Vogelwelt beobachten.
Gern wären wir noch eine weiter Nacht in dem State Park geblieben, doch bei dem Wetter machte es keinen Sinn, da die Alligatoren nicht mehr sichtbar waren. Wir schauten auch noch einmal zur 2. Kinderstube: alles war ausgeflogen. Sicherlich war es ihnen auch zu kalt, so dass sie sich weiter in den Sumpf zurückgezogen hatten. So machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Küste nach Galveston Island. Das Thermometer zeigte gerade einmal 8 Grad an bei eisigem Wind kommend. Doch wozu haben wir eine Heizung? So wurde diese am Nachmittag angeworfen und wir verbrachten den Rest des Tages im Koffer, unterbrochen durch die Spaziergänge mit Oskar. Auf dem Weg zu unserem Platz standen einige Ferienhäuser, alle auf Stelzen - das war uns in Aransas Pass schon aufgefallen? Ob es hier genügend Stürme gibt, die das Wasser auflaufen lassen? Wir können es nur vermuten, denn das Land ist kaum höher als das Meer.
Trotz des auch hier herrschenden Windes hielten wir es 3 Tage aus.
Bis Houston war es nicht mehr weit und wir wollten auf jeden Fall ins Nasa Space Center. Vor dem Center selber ist eine der Spaceshuttle auf ihrem Transportflugzeug, einer Boing 747, ausgestellt.
Das Museum selber ist nicht uninteressant, aber die 30 USD Eintritt pro Person nicht wert, da. es ist sehr für Kinder eingerichtet wurde. In einigen Ausstellungsräumen wurden die Besucher über das Skylab, der Spaceshuttle, aber auch den Mondlandungen und dem Mission Control Center informiert. Ebenfalls war ein alter IBM PS2 PC ausgestellt.
Unser Hoffnung, auf dem Parkplatz übernachten zu können, zerschlug sich leider. So machten wir uns wieder auf an die Küste, wo wir irgendwo noch einen ruhigen Schlafplatz am Meer fanden, um dann am nächsten Tag den Staat Texas zu verlassen.
Texas selber war landschaftlich relativ langweilig, zumindest dort, wo wir gefahren waren. Bis auf den Big Bend Nationalpark, den wir im Oktober besuchten waren keinerlei Berge zu entdecken. Dafür entschädigten die Küsten mit ihren langen Stränden und, zumindest für uns, die überraschend vielen Sumpfgebiete die landschaftliche Eintönigkeit.
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