In Louisiana verbrachten wir den ersten Abend im Palmetto Island State Park bei Abbeville, hier sollte es ebenfalls diverse Alligatoren geben. Verwöhnt vom Brazos Bend State Park in Texas waren wir etwas enttäuscht. Gerade einmal ein Gürteltier und ein Alligator waren zu entdecken.
Nicht mehr weit bis New Orleans – die Stadt lockte uns schon länger. OK, nicht die ganze Stadt, aber das French Quarter. Doch bis dahin waren noch einige Kilometer zu fahren und auch noch das eine oder andere Highlight aus der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg zu besichtigen.
Wir steuerten die Stadt Lafayette an, sie ist die ‚Hauptstadt‘ der französischstämmigen Bewohner Louisianas und beherbergt zwei Freilichtmuseen. Das erste, Acadian Village, zeigt mehrere Holzhäuser aus allen Teilen des Cajun Country und wurden dem 19. Jh. entsprechend eingerichtet.
Anschließend ging es ins Museumsdorf Vermillionville. Hier führen historisch gekleidete ‚Bewohner‘ die Kultur der Kreolen und Cajuns in Südlouisiana vom 18. - 19. Jh. vor Augen. Eine alte Seilzugfähre durfte von den Besuchern genutzt werden, um auf die andere Uferseite einer kleinen ‚Wasserstraße‘ übersetzen zu können.
Der weitere Weg führte uns kurz vor Baton Rouge am Mississippi vorbei, von dem allerdings (noch) nichts zu sehen war. Ein Deich verhinderte die Sicht.
Wir wollten nach Plantation Country, wo zu Beginn des 18. Jh. die Franzosen und Briten damit begannen, Zuckerrohr, Indigo, Baumwolle und Tabak anzubauen – und damit reich zu werden. Ihre prächtigen Plantagenhäuser reihen sich längs des Mississippi an der River Road zwischen Baton Rouge und New Orleans aneinander.
Allerdings war auch deutlich zu erkennen, um wieviel ärmer die (überwiegend schwarze) Bevölkerung zwischen den einzelnen Planatagenhäusern lebten.
Als erstes besuchten wir Nottoway Plantation, eines der luxuriösesten Plantagenhäusern. 1849-59 entstand das Haupthaus mit 64 Zimmern, 200 Fenstern und einem riesigen Ballsaal. Zur Erbauungszeit galt die Ausstattung als revolutionär, da sich die Hausherren mit fließendem Wasser, mehreren Badezimmern und Gasbeleuchtung verwöhnen ließen.
Auf das Leid der Sklaven wurde leider nur im Nebensatz eingegangen.
Der Mississippi wird über hohe Brücken überquert, er wird, zumindest auf dieser Strecke, von großen Schiffen befahren. Immer wieder konnten wir auch große Industrieanlagen sehen..
Baton Rouge ist der am weitesten im Landesinneren gelegene Hochseehafen am Mississippi. Es wird eine 13,7 m tiefe Fahrrinne von der etwa 400 km flussabwärts gelegenen Mündung des Southwest Pass bis zur alten Huey P. Long Bridge in Baton Rouge freigehalten.
Aufgrund der hohen Dichte an Unternehmen der chemischen Industrie am Mississippi flussabwärts von Baton Rouge wird der Flussabschnitt bis New Orleans im Hinblick auf eine hiermit in Verbindung gebrachte erhöhte Krebssterblichkeit auch Krebs-Allee genannt.
Kaum am Human House, unserem nächsten Ziel, angekommen, wurden wir vom Besitzer auf unser Auto angesprochen. Unsere Frage, hier auf dem Parkplatz nächtigen zu dürfen, wurde mit Ja beantwortet. Er lud uns auch ein, uns mit seinem ‚Golfwagen‘ über eine neu erstellte Brücke an den Mississippi zu fahren. Die schmale Brücke war noch nicht eingeweiht, nach seiner Äußerung waren wir wohl die ersten Touris, die sie nutzten.
Vom Human House besichtigten wir allerdings nur den üppigen Garten, was uns in diesem Fall auch vollkommen genügte.
Eine Besichtigung der Oak Alley Plantation stand am nächsten Morgen an. Eine 400 m lange Eichenallee führt auf die Plantage zu. Die Allee besteht aus 28, im Jahre 1718 gepflanzten Bäumen, deren knorrigen Äste den Weg vollständig überwölben. Die Villa selbst wurde 1837 – 1839 im Greek-Revival-Stil erbaut und dient als Edelherberge. Leider war innen das Fotografieren untersagt.
Auf dieser Plantage wird mehr gezeigt vom Leben der Sklaven, einige Häuser bzw. Hütten wurden rekonstruiert und wieder aufgebaut, eingerichtet mit der spärlichen Möblierung.
Diese Plantage z.B. wurde von der Großfamilie Roman bewirtschaftet. Sie besaßen durchschnittlich 892 versklavte Männer, Frauen und Kinder, die alle entlang eines Gebietes von ca. 14 km Länge am Fluss lebten. Ihre Welt bestand nur aus Arbeit.
Der Erfolg des Eigentümers beruhte hauptsächlich auf die Arbeit der Feldsklaven, die den härtesten Arbeitsbedingungen ausgesetzt waren. Sie begannen ihre Arbeit vor Sonnenaufgang und beendeten sie bei Sonnenuntergang. Während der Erntezeit mussten sie manchmal bis zu 18 Stunden ununterbrochen Zuckerrohr schneiden.
An einigen weiteren Plantagenhäusern kamen wir noch vorbei, beließen es allerdings nur bei einer kurzen Besichtigung von außerhalb.
Die Nacht verbrachten wir auf einer Recreation Area kurz vor New Orleans, von wo aus wir am nächsten Vormittag starteten. Wir wussten, dass wir auf dem Parkplatz vor dem Visitor Center auch über Nacht stehen konnten, unweit des French Quarters. Auf dem Fußweg ins Viertel fielen als erstes die vielen geschmiedeten Balkonbrüstungen auf:
Es war Mardi Gras, Karneval, in der Stadt. Dementsprechend voll war es, nehmen wir zumindest an. Erst einmal eine ‚Bestandsaufnahme‘. Eine leckere Spezialität der Stadt sind die berühmten Beignets (Krapfen) aus dem Cafe du Monde. Doch die Schlange vor diesem Cafe war so lang, dass wir verzichteten. Wir fanden sie auch in einem anderen Lokal, das Lager Bier gab es vom gleich nebenan liegenden Brauhaus.
Leider verpassten wir den Umzug im French Quarter, trotzdem konnten wir die ausgelassene Stimmung genießen. Von vielen Balkonen, insbesondere in der ‚Hauptstraße‘, der Bourbon Street, wurden billige Ketten an die Zuschauer ‚verteilt, ähnlich wie bei uns die Bonbons. Mit allen Mitteln wird gebettelt:
Zum Abend brachte ich Oskar ins Auto, wollten wir doch noch einen Zug durch die Musik-kneipen machen. Aus fast jedem Haus dröhnte Livemusik, die Bourbon Street war voller Gäste.
Am nächsten Morgen überraschte uns ein kleiner Umzug mit Musik – so dachten wir zuerst. Doch nach kurzer Zeit mussten wir feststellen, dass es sich um eine Beerdigung handelte. Der Trauerzug zog zum nahe gelegenen Friedhof. Zur Musik wurden kleine Tanzeinlagen gegeben. Hier geht man anders um mit dem Tod.
Und wieder hinein ins Getümmel des French Quarters:
Am Abend musste Oskar wieder einmal einhüten, während wir uns aufmachten zu einem weiteren Umzug – davon werden in ganz New Orleans mehrere innerhalb weniger Tage durchgeführt.
Anschließend machten wir die Bourbon Street ein weiteres Mal unsicher. Das Getümmel war weiter angewachsen, noch immer wurden die Ketten von den Balkonen an das Publikum verteilt. Es war eine ausgelassene und herrliche Stimmung und hat uns viel Spaß gemacht.
Bleiben wir einen weiteren Tag in New Orleans? Es war Sonntag – und die Entscheidung wurde uns genommen. Schon in der Nacht kam ein Regen auf uns herunter, ein Ende war nicht abzusehen. Schwere Wolken hingen am Himmel. So machten wir uns auf den Weg in den Nachbarstaat Mississippi zur Stadt Mobile.
Der Weg dorthin führte uns wieder an der Küste entlang. Außerhalb der Saison und bei schlechtem Wetter war der Strand noch leer.
Die Bedeutung der Stadt Mobile als Militärstützpunkt verdeutlicht ein zum Museum umfunktioniertes Schlachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, die USS Alabama. Dazu gab es noch diverse andere militärische Waffen zu besichtigen. Brigitte hatte kein Interesse, so dass ich mich allein auf die Besichtigungstour durch den Battleship Memorial Park machte.
Die Reise durch Alabama dauerte nur kurze Zeit, da dieser Staat nur einen kleinen Teil der Küste für sich beansprucht. Die einzigen Erinnerungen an Alabama war, dass es kaum einen freien Stellplatz gab, überall standen ‚No Overnight Parking‘ sowie ‚No Dogs‘ Schilder. Dazu ein Urlaubsdomizil nach dem anderen. Aber sehr positiv waren hier für uns die Dieselpreise. Umgerechnet 0,55 € der Liter war das günstigste, das wir finden konnten. Allerdings war da unser Tank schon voll, wir hatten kurz vorher ca. 300 Liter für je 0,56 € getankt.
Kurz vor der Staatsgrenze nach Florida fanden wir noch einen Public-Parkplatz für die Nacht, ein Verbotsschild hatten wir nicht gesehen und wurden auch nicht von der Polizei oder einer Security gestört. Allerdings war es etwas laut, da die Durchgangsstraße in Sichtweite lag. Nicht ganz ausgeschlafen verließen wir am Morgen auch diesen Staat, um nach Florida einzureisen.
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