Über Offroadstrecken soll es zu den Westfjorden gehen – so war der Plan.
Der Kühlschrank musste im Vorwege gefüllt werden und so wollten wir einen Abstecher nach Selfoss machen, da dieser Ort etwas größer ist und es mehr Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Direkt am Weg liegt der Kratersee Kerid. Vom Parkplatz aus sind es nur knapp 50 m bis zum Kraterrand und der Kratersee bereitet sich direkt von einem aus. Das besondere ist, dass er weder stark bewachsen ist noch große Erosionen aufweist. Den ca. 1 km langen Rundwanderweg liefen wir erst einmal ab.
Im Auto lag noch ein Paket für Sven, ein Deutscher, der in der Nähe von Selfoss lebt. Ich kenne ihn aus dem Allradler-Forum und er benötigte ein paar Dinge aus Deutschland, die es nicht in Island gibt. Also sind wir nach dem Einkauf bei ihm vorbeigefahren.
Auf dem Weg in die Selfoss Innenstadt hatten wir den ersten Stau – und wir waren nicht die Ersten:
Sven zeigte uns auf ruv.is Livebilder einer Webcam vom Vulkan in Geldingadalir, der am 19. März 2021 wieder ausbrach. Nachdem der Vulkan in den letzten Wochen eingeschlafen war, wurde er zur Zeit aktiver. Auch versprach der Wetterbericht für die nächsten Tage viel Sonnenschein.
Also gab es eine Planänderung und statt Richtung Norden machten wir uns auf nach Südwest auf die Halbinsel Reykjanes, wo auch der Vulkan zu finden ist.
An der Küste, in der Nähe der Strandakirkja, fanden wir einen schönen und kostenlosen Stellplatz. Im dazugehörenden Kiosk gönnten wir uns leckere isländische Hotdogs.
Am Morgen statteten wir der Kirche einen Besuch ab. Sie hatte früher für die Seefahrer eine zentrale Bedeutung, denn sie markierte den Wunsch nach einer sicheren Heimfahrt.
Der weitere Weg ging durch große Lavafelder, teilweise sehr schön durch Moos bewachsen.
Einen kleinen Abstecher zum Kleifarvatn-See mussten wir noch einlegen. Bei der Abzweigung fielen uns die bunten Berge sofort auf.
Der See Graenavatn, wir legten den ersten Stopp ein und umwanderten ihn erst einmal. Besonders stachen die verschiedenen Farben des Wassers auf. Eigentlich ist es ein mit Wasser gefüllter Explosionskrater, die Farbe bekommt er von gelöstem Schwefel.
Die Bilder von Flora und Fauna dürfen ebenfalls nicht fehlen
Unweit das kleine Hochtemperaturgebiet Seltun, einem farbenfrohen Solfatarenfeld. Aber außer leichtem Blubbern, Plätschern und Fauchen nichts Aufregendes, alles erreichbar über einen Holzsteg.
Als nächstes der See Kleifarvatn
Kurzerhand mussten wir noch eine 20 km kurze Offroadtour einlegen. Zurück Richtung Grindavik nahmen wir den Abstecher durch eine abwechslungsreiche Landschaft.
Kurz vor unserem nächsten Übernachtungsziel, dem Camping Grindavik, liegt der Vulkan. Die Parkplätze davor waren überfüllt, so dass wir den Nachmittag in einem Lavafeld vor Grindavik verbrachten. Wir wollten erst gegen Abend zum Vulkan aufbrechen. Von unserem Stellplatz konnten wir ihn auch räuchern sehen.
Gegen 19:00 Uhr starteten wir wieder, doch die Parkplätze waren noch immer reichlich gefüllt. OK, müssen wir also in den sauren Apfel beißen. Noch kurz an der Info informiert und ----- der Vulkan schlief seit einer halben Stunde. Also wurde nichts mit dem Aufstieg und wir fuhren zum Campingplatz.
Am nächsten Morgen informierten wir uns im Internet und fanden die Livecam – der Vulkan schlief noch immer. Also machten wir uns auf die Socken respektive auf die Räder, um die Halbinsel Reykjanes zu erkunden.
Die ‚Blaue Lagune‘ liegt als erstes am Wegesrand. Dieses riesige, 5000 qm große Thermalfreibad ist die beliebteste und bekannteste Touristenattraktion Islands. Wir wollten nur kurz schauen und gleich weiter.
Und so passierte es auch. Uns überzeugte dieser Touristenattraktion nicht sonderlich.
Ein kurzer Blick auf den Link mit der Webcam – der Vulkan war wieder aktiv. Umgehend fuhren wir hin, parkten das Auto und machten uns an den Aufstieg. Auf dem Weg hoch zur Webcam, von da aus sollte der beste Blick sein, kamen wir am erkalteten Lavafeld vom Frühjahr vorbei.
Je höher es ging, desto mehr vulkanische Aktivitäten konnten wir beobachten.
Und dann waren wir oben: Einfach überwältigend, was da passierte. Für uns das erste Mal, dass wir so etwas beobachten konnten.
Nach einem vorsichtigen Abstieg – es ging ziemlich steil den Berg herunter - machten wir uns wieder auf den Weg, um die Erkundung der Halbinsel Reykjanes weiter fortzuführen. Der erste Aussichtspunkt Brimketill: Hier konnten wir die Lava-Felsenküste mit den Kesseln aus Naturstein, die wie ein perfektes Schwimmbad aussehen, besichtigen.
Weiter im Westen sahen wir schon von weitem den Dampf der nächsten heißen Quelle, hier steht auch ein großes Kraftwerk.
Bei Gunnuhver Hot Spring handelt es sich um die heißeste Quelle Islands. Das Wasser soll ca. 300 Grad haben, was an der meterhohen Wasserfontäne zu sehen und hören ist.
Noch ein kleiner Abstecher zum Leuchtturm Reykjanesviti und dem Felsen Valahnukur, der hier senkrecht ins Meer fällt. Die schroffen Felsen werden von den Vögeln bevölkert – und auf der Straße am Leuchtturm sitzen junge Küstenseeschwalben, die noch von ihren Eltern gefüttert werden.
Nicht weit weg finden wir die Brücke zwischen den Kontinenten. Sie führt von der eurasischen zur amerikanischen Kontinentalplatte. Die Brücke hat symbolischen Charakter und auf Schautafeln gibt es allerhand Informationen zur tektonischen Plattenverschiebung.
Ein paar Eindrücke auf der weiteren Fahrt über die Halbinsel. Gern wären wir an dem weißen Strand geblieben, aber ein eisiger Wind bei trüben Wetter ließ uns diesen Gedanken nicht weiter verfolgen.
Da wir nicht weit von Reykjavik entfernt waren, das Wetter viel Sonnenschein versprach, nutzen wir dies und schauten uns für ein paar Stunde die Hauptstadt Islands an.
Die ersten Bilder von der Fahrt in die Innenstadt:
Im und am Hafen
Die Harfe, das 2011 errichtete moderne Konzerthaus
Die Fußgängerzone und die Hallgrimkirkja (leider musste ich gegen die Sonne fotografieren).
Hier sollte es mit die besten Fischgerichte geben, das bunte Haus beherbergt (gleich nebenan) eine Bäckerei, die sehr gefragt ist – das waren Tipps unseres Freundes Henning.
Die Lokalitäten werden von den Isländern bei jedem schönen Wetter ausgiebig genutzt..
Zum Abend fuhren wir noch in den Nationalpark Pingvellir auf einen Campingplatz. Wir kamen uns vor, als wären wir noch in den USA. So wirkte die Berglandschaft bei schönem Wetter auf uns.
Am Vormittag wanderten wir zu den Sehenswürdigkeiten, zuerst dem Öxarafoss.
Dieser Nationalpark hat neben einer historischen Bedeutung (hier wurde ab dem Jahre 930 jährlich für 2 Wochen im Juni die Versammlung des Freistaates Island abgehalten) auch noch eine geologische. Das Gebiet liegt mitten in der Grabenbruchzone der Kontinentalplatten. In der Sifraspalte wird kommerziell das Schnorcheln und Tauchen in dem glasklaren Wasser angeboten. Die Spalte war nur vom Einstieg für die Schnorchler einsehbar, ansonsten kam man nicht direkt heran. Ob man das Ganze wirklich haben muß??? Wir sind der Meinung: Man kann es besichtigen, muss es aber nicht.
Die Entscheidung, eine weitere Nacht auf diesem Platz zu bleiben, fiel uns nicht schwer. Das Wetter was schön, die Landschaft gefiel uns.
Doch jetzt soll es endlich zu den Westfjorden gehen. Von Pingvellir führt eine Nebenstrecke, die nach einigen Kilometern in eine Offroadpiste übergeht, Richtung Norden – also los.
Zuerst begleitete uns weiterhin die ‚nordamerikanische Landschaft‘
Nicht lange und der Gletscher Langjökull zeigte sich uns. Auf diesem Gletscher sollte es ein weiteres Highlight für uns geben.
Für touristische Zwecke wurde in den Gletscher Langjökull eine Eishöhle gebaut, für die Planung und den Bau brauchte man 4,5 Jahre, in 2015 wurde sie eröffnet. Mit ehemaligen Militärlastern, MAN-Kats, ging es auf den Gletscher – es wurde ein einzigartiges Erlebnis. Zuerst konnten wir bei herrlichem Sonnenschein den Schnee genießen, bis es dann zur Führung in die 500 m lange und 30 m tiefe Höhle ging, welche knapp 40 Minuten dauerte. Wir lernten sehr viel über Gletscher und ihre Entstehung, so z.B. dass es sich beim Langjökull um einen Warmgletscher handelt, was bedeutet, dass im Innern des Eises eine Temperatur von 0 Grad herrscht.
Immer wieder tropfte Wasser herab, wobei es sich zum größten Teil um Regenwasser handelt, dass langsam durch das Eis sickert.
Solch ein Monstertruck stand auch dort - die Reifen allein ca. 180 cm hoch!
Alles in allem war die Veranstaltung nicht gerade billig, aber wann hat man schon mal die Gelegenheit, eine Gletscherhöhle von innen zu besichtigen. Wir sind der Meinung, es hat sich für uns gelohnt.
Nach einer Nacht auf dem nahegelegenen Campingplatz besichtigten wir erst wieder einmal Wasserfälle., zuerst den Hraunfossar. Das Außergewöhnliche und Einzigartige an diesem ist, dass auf einer Länge von ca. 700 m Wasser aus hunderten von Wasserfällen in den darunter liegenden Fluss fließen. Das Wasser scheint aus dem Nichts aus der Lava herauszukommen, oberhalb der Fälle ist kein Wasser zu sehen.
Nur wenige Meter weiter stürzt der Barnafoss in die Tiefe, allerdings nur 9 Meter.
Wieder weiter über die Offroadpiste Richtung Norden. Nur unweit der Strecke auf einer kleinen Abbiegung kamen wir zu einem Lavafeld, auf dem einige Lavahöhlen zu besichtigen waren. Hier liegt auch die tiefste Lavahöhle Islands, vermutlich entstanden bei einem Vulkanausbruch unter dem Gletscher Langjökull vor ca. 1100 Jahren.
Die weitere Piste führte uns lange Zeit durch ein mit Moos bewachsenes Lavafeld, mal wieder ging es nur langsam voran.
Irgendwann veränderte sich die Landschaft, Wiesen und Schafe waren zu sehen – aber schneller ging es auch nicht. Tore mussten geöffnet werden und die eine oder andere Stelle am Fluss fanden wir, wo wir gern über Nacht geblieben wären – doch ein kalter Wind wehte und vermieste uns somit den frühen Feierabend.
Als die ersten Häuser und der erste Fjord auftauchten, hatten wir unser endgültiges Tagesziel erreicht. Wir blieben auf einem Campingplatz in Hvammstangi, um uns für die nächsten Ziele – den Westfjorden – vorzubereiten.
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Die Sternwanderer (Montag, 16 August 2021 21:54)
Wundervolle Bilder und schön und kurzweilig geschrieben! Eine tolle Reise macht Ihr Beiden da! Weiterhin gute Reise!
Beste Grüße, Iris & Maik
Bernd (Dienstag, 17 August 2021 19:15)
In den Lavahöhlen war ich letzes Jahr das allererste Mal. Zum Glück zusammen mit einem isländischen Paar, Handschuhen, Jacke, Mütze und Stirnlampe. Alleine wäre das schon sehr spuky gewesen.
Dann bin ich jetzt auf die Westfjorde gespannt und ob es bei der Radarstation den Skywalk gibt. Von dort weiter nach Westen gibt es am Ende ja den kostenlosen Stellplatz. Eine wunderschöne Landschaft ist das dort, wenn die Sonne scheint.
Gute Fahrt und schönes Wetter,
Bernd