Die Westfjorde

Was sagt der Reiseführer über die Westfjorde?

Die äußerste, westliche Spitze Islands, eine Halbinsel mit 50 tief eingeschnittene Fjorden und hohen, schneebedeckten Bergen ist eine eigene Welt. Von der Nordspitze sind es nur 300 km bis Grönland, kaum weiter als bis zur Hauptstadt Reykjavik. Diese Gegend dürfen wir zurecht als eigenes Gebiet, ja fast Insel oder sogar als eigenes Land bezeichnen, so unterschiedlich ist es hier im Vergleich zum restlichen Island. Die Westfjorde sind nur spärlich besiedelt, nach dem Ende des Heringbooms in den 50er Jahren und dem Aufkommen der großen Fischtrawler waren die kleinen Orte in ihrer Existenz bedroht. Stetig gehen die Einwohnerzahlen zurück. Der Tourismus in dieser verlassenen Gegend fasst erst langsam Fuß und genau das macht den Reiz aus. Das Fehlen der Attraktionen lässt eher natürlichen und ruhigen Tourismus aufkommen. Daher zählen die Westfjorde auch bei den Isländern noch zum Geheimtipp. Wer Ruhe, Einsamkeit und Entspannung sucht, wilde Landschaften, tiefblaue Fjorde, weite Strände und Vogelklippen – der ist hier richtig. Allerdings sind eine Menge Straßenkilometer zu fahren, um diese Gegend einmal zu umrunden. Die tief eingeschnittenen Fjorde zollen ihren Tribut, entschädigen aber mit faszinierenden Ausblicken direkt von der Straße.

Nachdem wir das gelesen haben und auch von anderen das eine oder andere hörten, blieb uns nichts anderes übrig, als diese Gegend zu besuchen. Wir wollten diese Halbinsel gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Vom Hvammstangi ging es erst über die Ringstraße 1, um dann die 58 Richtung Drangsnes zu nehmen. Hier ein paar erste Eindrücke, zwischendurch wechselte der Belag von Teer auf befestigte Schotterpiste.

Unser Tagesziel sollte der kleine Ort Drangsnes sein, in dieser Stadt wurde 1997 eine heiße Quelle entdeckt und zu 3 Hot-Pots ausgebaut mit bis zu 41 Grad heißem Wasser. Sie liegen direkt an der Straße. Natürlich stoppten wir gleich und nutzten einen Hot-Pot zur Entspannung. Lt. Reiseführer soll es die Chance geben, dabei Wale zu beobachten und man glaubt es kaum, wir sahen welche – zwar weit weg, aber man konnte ihre aufsteigende Atemluft sehen und, mit dem Fernglas, auch beim Abtauchen die Heckflosse.

Zuerst dachten wir, es würde sich um 2 Wale handeln, doch vom nahe gelegenen Camping-platz konnten wir mehrmals sehen, dass 4 Atemluftfontänen über dem Wasser aufstiegen.  

Von Drangsnes aus ging es durch ein Hochland, wieder einmal ein anderer Anblick. Gleich am Ortsausgang wechselte der Straßenbelag von Teer zu Schotter.

Unterwegs wurden wir von einem Schwertransporter mit Polizeibegleitung überholt…

Kurz danach erreichten wir den nächsten Fjord. Das Wetter war nicht berauschend, zwar trocken, aber bewölkt und windig, was deutlich an den Wellen zu erkennen ist.

Viele Singschwäne befanden sich hier in den Fjorden (was wir die ganze Zeit beobachten konnten).

Es war nicht langweilig.

Seehunde

Und noch mehr zu sehen:

Nach solch einem anstrengenden Fahrtag schmeckt der Wein am Abend auf dem Campingplatz besonders, vor allem der Beifahrerin

In Isafjördur, einer Stadt mit ca. 2500 Einwohnern, machten wir schon sehr früh Halt, da wir unbedingt eine Waschmaschine benötigten – was mit umgerechnet 5,97 € nicht gerade ganz günstig war – dafür war der Blick auf den Wasserfall im Preis des Campingplatzes inbegriffen.

Im Hafen lag ein Kreuzfahrer, ein zweiter kam im Laufe des Tages noch hinzu. Es wunderte uns, dass beim Einkauf am nächsten Tag von den Kreuzfahrtgästen kaum etwas in der Stadt zu merken war - zumindest empfanden wir es so.

Am nächsten Morgen musste ein bisschen für den Kühlschrank eingekauft werden (ca. 1,5 fache der deutschen Preise, vom Alkohol wollen wir lieber schweigen) und danach ging es durch einen 5,4km langen, zweispurigen Tunnel (er wurde erst 2010 erbaut) in den kleinen Ort Bolungarvik. Bevor wir den Ort besichtigten, ging es weiter bis ‚ans Ende der Welt‘.

Wieder zurück nach Isafjördur durchquerten wir einen weiteren Tunnel Richtung Süden. Mitten im Tunnel eine Abzweigung, um in die nächste kleine Stadt, Sodureyri, zu kommen. Der Ort lebt ebenfalls wir Bolungarvik vom Fischfang und Tourismus. Auffallend die komplett weiße Kirche.

Ebenfalls ‚Ende der Welt‘.

Die Weiterfahrt:

Dann war es so weit – wir erreichten die 622. Brigitte hatte schon schwere Bedenken, denn Evelin hatte ihr ‚Angst gemacht‘. Sie und Gert hatten diese Piste auch mit ihrem dicken MAN gefahren. An einer Stelle ist ein kleiner Teil des Weges weggebrochen, man muss sich dort dicht am Felsen vorbei drängeln. Und an dieser Stelle haben die Beiden mit ihrem Auto Feindberührung bekommen – also eine Delle im Koffer. - Eine Delle im Koffer? Das hat mich noch nie geschreckt!! Wir haben auf unseren Touren durchaus die eine oder andere Delle erhalten, oder ein Fenster war gebrochen, oder ein Staukasten eingedrückt. Da lassen wir uns doch nicht den Spaß vermasseln. Vor allem: wo Gert und Evelin mit ihrem dicken MAN durchkommen, sollten wir doch kein Problem haben.

So hab ich versucht, Brigitte die Bedenken zu nehmen und wir machten uns auch auf diese Tour. Zum Glück kann man sagen, denn hier haben wir die (für uns) schönsten Ecken der Westfjorde finden können.

Doch erst einmal entdeckten wir, wie in einigen anderen Fjorden ebenfalls, die Fischzuchten.

Die ersten Kilometer, bis wir einen Stellplatz fanden für die Nacht (auf einer kleinen Nebenpiste zum Wasser, inmitten eines Tales), immerhin ging es schon auf 18:00 Uhr Ortszeit zu.

Es kam zum Feierabend-Wein noch die Sonne ein bisschen durch, die Farbveränderungen mit Schatten und Sonne faszinierten uns. Zwar kennen wir solch einen Wechsel von unseren anderen Reisen, aber es ist immer wieder toll anzusehen.

Am nächsten Morgen weiter auf der Piste und nach wenigen Kilometern hatten wir die ‚gefährliche‘ Stelle vor uns. Wie ich Brigitte im Vorwege mit einem Grinsen im Gesicht erklärte: Kein Problem für uns

Nicht weit entfernt und es kam die für uns schönste Ecke der Westfjorde – mit einer ebenen Wiese. Zwei Vogelfelsen direkt davor.

Wir hatten mit einigen Leuten im Vorwege über die 622 gesprochen, doch keiner machte uns auf diese Stelle aufmerksam. Die Sonne schien, die Möwen im Hintergrund, ein weiter Blick auf den Atlantischen Ozean. Doch es war erst 11:00 Uhr. Zu früh, um noch eine Nacht hier zu verbringen. Aber es fehlte nicht viel und wir wären geblieben!

Mit den ‚einigen Leuten‘ haben wir allerdings schon geschimpft (grins)!!!

Wir bleiben nicht an diesem wunderschönen Platz, es ging weiter die 622 entlang. Uns gefiel die Strecke unheimlich gut. Und das nicht nur, weil ich wieder die Möglichkeit des Offroadfahrens nutzen konnte. Zwischendurch stellten sich uns Islands wilden Tiere in den Weg und wir durchquerten längere Strecken duch Lupinenfelder, leider schon ausgeblüht.

Langsam kamen wir zum nächsten spannenden Teil, die Piste führte direkt über den felsigen Strand entlang, teilweise über dickere, allerdings rundgeschliffene Felssteine (da brauchten wir keine Sorgen vor aufgeschlitzten Reifen haben)

Damit war auch diese Passage geschafft und es ging über die ‚normale‘ Piste weiter.

Alles in allem hatte es diese Strecke in sich, vielfach kamen wir nicht über 10 km/h.

Des weiteren war diese Strecke nicht sonderlich befahren, am Vorabend auf unserem Übernachtungsplatz kamen 3 Autos vorbei, am 2. Tag gerade 2 Stück. Und alle waren kleiner als unser, da hätte uns im Zweifelsfall niemand aus irgendeinem Dilemma rausziehen können. Aber wozu auch? Ich hab mir im Vorfeld keinerlei Sorgen gemacht nach dem Motto: wo andere durchkommen, kommen wir auch durch!

 

Auf der weiteren Strecke, als die Piste schon besser wurde, konnten wir im Hintergrund bereits den Dynjandi-Wasserfall sehen. Ein weiterer Wasserfall versuchte ebenfalls, sein Bestes zu geben.

Da wir den Dynjandi auf unserem Weg direkt passierten, machten wir den kleinen Abstecher zum Parkplatz, um ihn aus der Nähe genauer sehen zu können. Seine besondere Form gleicht einem Brautschleier, seine Breite misst oben 30 m, unten fast 60 m. Er ist 100 m hoch.

Weiter führte uns der Weg über ungeteerte Straßen durchs Hochland und an Fjorden vorbei bis zum ausgeguckten Campingplatz, von wo aus wir noch einen schönen Blick auf den Vatnsfjördur-Fjord hatten

Von hier aus starteten wir am Vormittag, um an den nächsten kleinen Fjorden vorbei zum Vogelfelsen Latrabiarg zu kommen. Zuerst ging es über viele Kilometer über ungeteerte Straßen, wieder einmal mit schönen Aussichten. Auf dem Weg lag auch ein altes Walfang-schiff. Dieses wurde 1912 in Norwegen in Dienst gestellt und war das erste Stahlschiff, welches in Island eingesetzt wurde. In Island wurde es 1963 als Heringsfänger eingesetzt bis zur Ausmusterung 1981, wo es auf den Strand gesetzt wurde und bis heute vor sich hinrostet.

Zwischendurch weiße Strände und Sanddünen.

Wir kamen  am Vogelfelsen Latrabiarg an. Hier sollten auch Lundis (Papageientaucher) zu beobachten sein. Doch das einzige neben den steilen Felsen waren schläfrige Möwen, von Lundis nichts zu sehen. Da hatten wir Pech – sie waren im wahrsten Sinne des Wortes ausgeflogen. Ab Mitte August, wenn die Jungen flugfähig und auf sich allein gestellt sind, verlassen diese Vögel die Brutstellen und fliegen aufs offene Meer, wo sie den Winter verbringen. Im nächsten Frühjahr kommen sie wieder zurück.

Doch so schlimm war es nicht, hatten wir sie ja schon am Anfang unserer Island-Ankunft aus nächster Nähe beobachten können. Auch die Fahrt hierher ging durch schöne Landschaften und Ortschaften.

Die Nacht verbrachten wir wieder auf dem letzten Stellplatz. Das Wetter wurde immer trüber und wolkenverhangener. Die Landschaft wurde nicht spannender, so dass es von diesem Tag keine Fotos gibt. Allerdings führte die Strecke zwischendurch wieder über ungeteerte Straßen und da es feucht war, wurde das Auto reichlich eingesaut. Die nächste Nacht standen wir auf einem Campingplatz in Laudar, wo es auch einen Hot-Pot gibt. Doch die Preise fanden wir nicht gerade günstig, dazu kamen unmögliche Nutzungszeiten für die Camper. Somit verzichteten wir auf die Nutzung und blieben nur für eine ruhige Nacht.

Mit diesem Platz war auch die Fahrt durch die Westfjorde zu Ende. Es ging schneller, als wir dachten. Im Vorwege haben wir eher mit 10 – 14 Tagen gerechnet. Das Wetter war auch nicht immer so, dass wir länger irgendwo verweilen wollten und so blieb es bei einer Woche.

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Kommentare: 3
  • #1

    Die Sternwanderer (Dienstag, 24 August 2021 11:05)

    Moin Ihr Beiden,
    Wenn ich mit die 622 so anschaue, dann denke ich doch mal über ein kleineres geländgängiges Fahrzeug nach! Sehr schöne Bilder wieder!
    Liebe Grüße

  • #2

    Peter u Almuth (Samstag, 28 August 2021 04:45)

    Sehr schoene strecke seid ihr da gefahren ,in der tat ein besonderer teil islands .
    Uns gefallen besonders die steinhaeuser mit dem grasdach !
    Noch weiter schoenen urlaub und gruss aus canada

  • #3

    Evelin (Sonntag, 29 August 2021 16:21)

    Wie immer…. tolle Fotos mit einer kurzweiligen Beschreibung. Besonders aufschlussreich waren für uns die Fotos der 622 , nach dem Leuchtturm. Bis dahin sind wir ja leider nur gekommen und haben uns dort entschieden umzukehren zumal die Strecke noch nicht durchgängig geöffnet war. Genießt weiterhin die Zeit auf Island.
    liebe Gruesse